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Lockdown                08.06.2021

Seit einem Jahr leben wir mit Corona-Beschränkungen. Doch ist der Lockdown der einzige Weg aus der Corona-Krise?

Vor einem Jahr verkündete Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) den ersten Lockdown. Für fast alle von uns war es eine neue Situation, denn in der deutschen Nachkriegsgeschichte hat es so etwas in dieser Form noch nie gegeben. Deutschland hat dicht gemacht: Läden, Schulen, Theater, Kinos und Museen waren geschlossen, und das über Monate. Die meisten Deutschen hatten dafür viel Akzeptanz. Doch auch noch ein Jahr später befinden wir uns schon wieder im Lockdown. Die Infektionszahlen sind um ein weites höher als noch 2020, was vor allem auf die Mutationen zurückzuführen ist. BioNTech-Gründer Uğur Şahin sagte, bis Herbst 2021 werde es noch Lockdowns geben müssen. Aber ist der Lockdown der einzige Weg aus der Krise? Und was ist wichtiger, Menschenleben zu retten, oder das Land zu öffnen?  Es ist ein hin und her – wenn die Infektionszahlen steigen gibt es einen Lockdown, wenn sie sinken, wird wieder geöffnet. Bei den Konferenzen mit der Kanzlerin fällt des den Ministerpräsidenten oft schwer, sich auf etwas zu einigen. Manchmal scheint es so, als sei der Lockdown der einzige Weg aus der Krise. Natürlich, es bringt etwas: Nach dem ersten Lockdown von März bis Mai 2020 waren die Infektionszahlen im Sommer tatsächlich sehr niedrig und es waren sogar Reisen ins Ausland möglich. Außerdem werden Menschenleben gerettet. In Schweden zum Beispiel, wo man von Anfang an einen Sonderweg ging und auf einen Lockdown verzichtete, war die Sterberate höher als in Deutschland. Doch mittlerweile sind die Deutschen krisenmüde geworden und vielen fehlt das Verständnis, warum man weiter zu Hause sitzen muss.  Auch die Politik ist gespalten: Auf der einen Seite das „Team Vorsicht“, zu dem unter anderem Merkel und der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach gehören. Auf der anderen Seite diejenigen, die, oft zu Gunsten der Wirtschaft, lockern wollen. So ist die Gesellschaft gespalten und es ist strittig, welchen Weg man gehen soll – Lockern oder Lockdown? Der Lockdown ist, wie CDU-Fraktionschef Ralph Brinkhaus sagte, eine Zumutung. Doch es sei auch eine Zumutung, Zehntausende Menschenleben zu gefährden. Sicher ist: Die Wirtschaft braucht Konzepte zum Überleben. In Tübingen wurde ein Modellversuch gestartet, bei dem alles, Einzelhandel, Gastronomie, Museen und sogar Theater und Kinos geöffnet wurden. Diese Angebote können allerdings nur genutzt werden, wenn man einen negativen Schnelltest vorweisen kann. Dafür gibt es mehrere Testzentren. Mit einem negativen Ergebnis kann man für einen Tag lang diese Angebote nutzen. Im Gegensatz zur bundesweiten 7-Tage-Inzidenz, also der Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in einer Woche, ist niedriger als der Bundesdurchschnitt. Aber könnte dieser Weg auch bundesweit erfolgsversrechend sein? Da lohnt wieder ein Blick nach Schweden, genauer gesagt auf den schwedischen Sonderweg im Frühjahr letzten Jahres. Das Modell funktionierte ähnlich wie heute in Tübingen, nur dass man die Angebote heute nur mit negativem Schnelltest nutzen darf. Was in Schweden zum Verhängnis führte war, dass die Altersheime offen waren und die Menschen nicht genug geschützt waren, was zu einer hohen Todesrate führte. Dieses Problem tritt heute allerdings nicht mehr in dieser Form auf, da Menschen über 80 größtenteils geimpft sind. Das Tübinger Modell ist aber nicht das einzige Konzept, was es anstatt eines Lockdowns geben könnte. Deutschlandweit gibt es mehrere Projekte und Modellversuche, in Berlin zum Beispiel wurde ein Theaterbesuch ermöglicht. Tests und Impfen werden sicherlich die wichtigsten Mittel sein, um die Pandemie zu beenden. Doch jedenfalls an Impfstoffen ist noch nicht genug vorhanden. Wir müssen uns also noch etwas gedulden müssen, bis der Lockdown, oder besser die Lockdowns, vorbei sind. Jonathan Radkowski

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Lockdown                08.06.2021

Seit einem Jahr leben wir mit Corona-Beschränkungen. Doch ist der Lockdown der einzige Weg aus der Corona-Krise?

Vor einem Jahr verkündete Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) den ersten Lockdown. Für fast alle von uns war es eine neue Situation, denn in der deutschen Nachkriegsgeschichte hat es so etwas in dieser Form noch nie gegeben. Deutschland hat dicht gemacht: Läden, Schulen, Theater, Kinos und Museen waren geschlossen, und das über Monate. Die meisten Deutschen hatten dafür viel Akzeptanz. Doch auch noch ein Jahr später befinden wir uns schon wieder im Lockdown. Die Infektionszahlen sind um ein weites höher als noch 2020, was vor allem auf die Mutationen zurückzuführen ist. BioNTech-Gründer Uğur Şahin sagte, bis Herbst 2021 werde es noch Lockdowns geben müssen. Aber ist der Lockdown der einzige Weg aus der Krise? Und was ist wichtiger, Menschenleben zu retten, oder das Land zu öffnen?  Es ist ein hin und her – wenn die Infektionszahlen steigen gibt es einen Lockdown, wenn sie sinken, wird wieder geöffnet. Bei den Konferenzen mit der Kanzlerin fällt des den Ministerpräsidenten oft schwer, sich auf etwas zu einigen. Manchmal scheint es so, als sei der Lockdown der einzige Weg aus der Krise. Natürlich, es bringt etwas: Nach dem ersten Lockdown von März bis Mai 2020 waren die Infektionszahlen im Sommer tatsächlich sehr niedrig und es waren sogar Reisen ins Ausland möglich. Außerdem werden Menschenleben gerettet. In Schweden zum Beispiel, wo man von Anfang an einen Sonderweg ging und auf einen Lockdown verzichtete, war die Sterberate höher als in Deutschland. Doch mittlerweile sind die Deutschen krisenmüde geworden und vielen fehlt das Verständnis, warum man weiter zu Hause sitzen muss.  Auch die Politik ist gespalten: Auf der einen Seite das „Team Vorsicht“, zu dem unter anderem Merkel und der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach gehören. Auf der anderen Seite diejenigen, die, oft zu Gunsten der Wirtschaft, lockern wollen. So ist die Gesellschaft gespalten und es ist strittig, welchen Weg man gehen soll – Lockern oder Lockdown? Der Lockdown ist, wie CDU-Fraktionschef Ralph Brinkhaus sagte, eine Zumutung. Doch es sei auch eine Zumutung, Zehntausende Menschenleben zu gefährden. Sicher ist: Die Wirtschaft braucht Konzepte zum Überleben. In Tübingen wurde ein Modellversuch gestartet, bei dem alles, Einzelhandel, Gastronomie, Museen und sogar Theater und Kinos geöffnet wurden. Diese Angebote können allerdings nur genutzt werden, wenn man einen negativen Schnelltest vorweisen kann. Dafür gibt es mehrere Testzentren. Mit einem negativen Ergebnis kann man für einen Tag lang diese Angebote nutzen. Im Gegensatz zur bundesweiten 7-Tage-Inzidenz, also der Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in einer Woche, ist niedriger als der Bundesdurchschnitt. Aber könnte dieser Weg auch bundesweit erfolgsversrechend sein? Da lohnt wieder ein Blick nach Schweden, genauer gesagt auf den schwedischen Sonderweg im Frühjahr letzten Jahres. Das Modell funktionierte ähnlich wie heute in Tübingen, nur dass man die Angebote heute nur mit negativem Schnelltest nutzen darf. Was in Schweden zum Verhängnis führte war, dass die Altersheime offen waren und die Menschen nicht genug geschützt waren, was zu einer hohen Todesrate führte. Dieses Problem tritt heute allerdings nicht mehr in dieser Form auf, da Menschen über 80 größtenteils geimpft sind. Das Tübinger Modell ist aber nicht das einzige Konzept, was es anstatt eines Lockdowns geben könnte. Deutschlandweit gibt es mehrere Projekte und Modellversuche, in Berlin zum Beispiel wurde ein Theaterbesuch ermöglicht. Tests und Impfen werden sicherlich die wichtigsten Mittel sein, um die Pandemie zu beenden. Doch jedenfalls an Impfstoffen ist noch nicht genug vorhanden. Wir müssen uns also noch etwas gedulden müssen, bis der Lockdown, oder besser die Lockdowns, vorbei sind. Jonathan Radkowski

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